Der Linoldruck hat seinen Ursprung im späten 19. Jahrhundert, als Linoleum, ein Bodenbelagsmaterial, erstmals als Druckmedium entdeckt wurde. Linoleum wurde 1860 von dem Schotten Frederick Walton entwickelt und bestand aus einer Mischung aus Leinöl, Korkmehl und Jute. Obwohl es ursprünglich für Bodenbeläge gedacht war, erkannten Künstler bald seine Eignung für den Druck.
Der Linolschnitt wurde als Alternative zum Holzschnitt populär, da Linoleum weicher und leichter zu bearbeiten ist. Besonders Anfang des 20. Jahrhunderts fand diese Technik Anklang bei den Avantgarde-Künstlern, darunter Pablo Picasso und Henri Matisse, die die einfache Handhabung und die klaren Linien schätzten. Auch in Deutschland wurde der Linoldruck während der Expressionismus-Bewegung von Gruppen wie "Die Brücke" intensiv genutzt, um kühne und ausdrucksstarke Werke zu schaffen.
Der Linolschnitt ist eine Form des Hochdrucks. Der Künstler schneidet mit speziellen Werkzeugen ein Motiv in die Linoleumplatte, wobei die ungeschnittenen Flächen die druckenden Teile bilden. Anschließend wird Farbe mit einer Walze auf die Oberfläche aufgetragen und das Motiv auf Papier oder Stoff übertragen, meist mit einer Druckpresse oder durch manuelles Andrücken.
Diese Technik erfordert keine teuren Materialien oder komplexe Ausrüstung, was sie für Künstler aller Erfahrungsstufen zugänglich macht. Gleichzeitig bietet der Linoldruck durch die Möglichkeit, detailreiche oder abstrahierte Motive zu schaffen, eine große gestalterische Freiheit. Zudem ist der Linoldruck eine kostengünstige und sichere Technik, da keine Ätzmittel wie bei anderen Techniken, verwendet werden z.B. Kupferstichs.
Heutzutage wird der Linoldruck sowohl in der bildenden Kunst als auch im Kunsthandwerk geschätzt. Viele zeitgenössische Künstler nutzen diese Technik, um politische und gesellschaftliche Themen zu visualisieren, während andere die grafische Qualität des Mediums für dekorative Arbeiten einsetzen. Darüber hinaus findet der Linoldruck Anwendung in der Kunstpädagogik, da er eine ideale Methode ist, um Einführungen in die Druckgrafik zu vermitteln.
Die Kombination aus Einfachheit und Vielseitigkeit macht den Linoldruck zu einem zeitlosen Medium, das sowohl Anfänger als auch erfahrene Künstler inspiriert. Von Plakaten und Buchillustrationen bis hin zu künstlerischen Unikaten bleibt der Linoldruck eine zentrale Technik in der Welt der Kunst.
Der Linoldruck ist weit mehr als eine einfache Drucktechnik – er ist ein Medium, das Geschichte, Kreativität und handwerkliches Können verbindet. Seine Entwicklung vom Bodenbelagsmaterial zur Kunstform zeigt die unerschöpfliche Innovationskraft der Kunst und macht deutlich, wie vielseitig und inspirierend selbst die einfachsten Materialien sein können.